23.03.14 - Bus fahren in Guatemala



Mittlerweile hab ich mich an das stets hupende, tösende, bunte Riesengefährt gewöhnt, welches ab 2:30 morgens halbstündlich an unserem Haus vorbeirollt, und wache nur noch manchmal davon auf. Die Busse, die in Comalapa übrigens nur Richtung Hauptstadt fahren und immer dann vom Marktplatz losfahren, wenn sie voll sind, werden von den Einheimischen Camionetas oder von Touristen auch Chickenbuses genannt. Es handelt sich um ausrangierte amerikanische Schulbusse, die überholt, getunt und bunt überlackiert wurden.


Zuständig für den Transport ist natürlich der Busfahrer, der aber immer einen Assistenten dabei hat, der während der Fahrt praktisch alles Nötige macht, außer steuern. Zum Beispiel das Fahrgeld einsammeln, in der offenen Tür stehen und Draussenstehenden schreiend verkünden, wo sie hinfahren sollen, aufs Dach klettern, um dort Gepäck zu verstauen und nicht zuletzt regeln, dass die Busse voll werden. Denn das scheint bei dem geringen Fahrpreis überlebenswichtig zu sein - so viele Passagiere rein kriegen wie's nur geht. Allerdings ist das auch nicht besonders schwierig, denn die meisten Guatemalteken sind auf Busse angewiesen, da die wenigsten sich ein Auto leisten können. Daher wird es besonders morgens und zum Feierabend so voll, dass man sich, zwischen den Mitfahrenden eingequetscht, schon gar nicht mehr festhalten muss, wenn der Bus sich durchs kurvige Hochland schlängelt. Offizielle Bushaltestellen oder gar Pläne gibt es nicht, allerdings hält der Bus überall, wo es eine besondere Stätte gibt oder wo jemand steht und seinen Daumen rausstreckt. Wobei halten auch eher relativ ist, meistens wird er nur langsamer und man muss dann im Fahren heraufspringen. Ein Soundtrack, der immer aus den Boxen dröhnt, hat meistens lateinamerikanischen Pop, Reggaeton oder Schlager zu bieten und hin und wieder wird dies auch noch durch einen mitsingenden Banknachbarn begleitet.
Besonders an den Starthaltestellen, aber auch wänrend der Fahrt steigen die verschiedensten Straßenverkäufer ein, um lauthals ihre Ware anzupreisen: Zeitungen, Kuchen, Obst, Schokoriegel, selbst aufgenommene CDs oder Wundercremes. Oft trifft man auch auf Bettler mit trauriger Lebensgeschichte oder Prediger, die auf einer längeren Reise am Sonntag den Gottesdienst ersetzen. Manchmal hasst man es (zum Beispiel wenn neben einem ein kleiner Junge anfängt sich zu übergeben), manchmal liebt man es - auf alle Fälle wird das Bus fahren hier nie langweilig und ist (für mich jedenfalls) schon fester Bestandteil der guatemaltekischen Kultur geworden.







Ein fuer mich typisches Lied im Bus ist dieses hier: :D




2 Kommentare:

  1. Liebe Mara,
    erst mal danke für deinen Kommentar! Es werden bestimmt noch viele Beiträge mehr kommen, ich hab noch viel zu erzählen ;) Und ich freu mich sehr über deine Fragen! Falls du genauere Fragen zu Peru hast, schreib ich auch gerne einen Post drüber!
    Ich hab damals weltwärts gemacht und ein Jahr in einer Umwelt- bzw. Recycling-NGO in Lima mitgearbeitet :) Vielleicht siehst du ja in Guatemala auch Menschen, die in Mülltonnen oder Müllhalden nach Brauchbarem suchen und das weiterverkaufen - die NGO, in der ich gearbeitet habe, bemüht sich darum, diesen Menschen formale Arbeitsplätze zu vermitteln (also indem sie quasi Deals mit Stadtverwaltungen aushandelt - die Recycler dürfen Müll einsammeln und verkaufen, die Stadt hat weniger Kosten für die Müllentsorgung und insgesamt kommt das Recycling der Umwelt zu Gute), sie mit den nötigen Materialien (Uniformen, Schutzhandschuhe etc.) auszustatten und ihnen Kenntnisse darüber zu vermitteln, wie man ein eigenes kleines Unternehmen führt.

    Ostern wird in Peru sehr groß gefeiert :) Wobei das, denke ich, darauf ankommt, wo genau man ist. In Lima hab ich direkt neben einer großen Kirche gewohnt und bin mehrmals von Prozessionen aufgewacht... warum müssen die auch immer nachts stattfinden ;) Über die Feiertage bin ich damals auch nach Ayacucho gefahren, das ist sozusagen das Zentrum der peruanischen Semana Santa-Feierlichkeiten und gefühlt die halbe Hauptstadt fährt da hin, um sich die Prozessionen anzusehen. In der Stadt gibt es auch irgendwie eine unheimlich hohe Kirchendichte ;)

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  2. hey marike,
    danke für deinen kommentar zu meinem "bloggen soll spaß machen"-post!
    ich kenne den ablauf mit dem "nur mal kurz nen post lesen" auch nur zu gut.. ich bin selbst eher kommentierfaul - das ändert sich aber momentan ^^
    aber komischerweise freue ich mich auch immer total, wenn plötzlich ein kommentar von jemandem kommt, der eigentlich schon seit ewigkeiten mitliest und sonst nie kommentiert, wie von dir nun! das macht den einzelnen kommentar ja irgendwie noch ein bisschen wertvoller :)

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